Bio seit 1992

300 Jahre Neudeggerhof . 30 Jahre Bio-Wein Winzerkommentar

Roter Veltliner Liebe

Der mit der Schnecke.

Der Rote Veltliner ist eine der ältesten Rebsorten in Österreichs. Mit nicht einmal 1 % der österreichischen Rebfläche ist er eine absolute Rarität. Ich erinnere mich, dass unsere Neudegger Oma immer erzählt hat, dass der Rote Veltliner vor mehr als 70 Jahren die Hauptrebsorte in unserer Gegend war.  Schön, dass wir heute gemeinsam mit unseren Winzerkolleg:innen dazu beitragen können, diese alte Tradition fortzusetzen.

Slow Food, Slow Wine?

Genau deshalb haben wir im Jahr 2020 gemeinsam mit neun Bio-Winzerkolleg:innen aus der Umgebung den Verein Slow Food Roter Veltliner Donauterrassen gegründet. Die gemeinsame Mission besteht insbesondere in der  Weiterentwicklung der Sorte, um den Roten Veltliner fit für die Zukunft zu machen. In jedem Weingut werden ausgewählte, besonders vitale Stöcke selektioniert und vermehrt. So wird die Sorte noch unabhängiger von Wettereinflüssen, Klimawandel und dem Zutun der Winzer. Doch die Gruppe will noch weiter gehen
und je Weingut eine eigene Hoflinie mit spezifischem Charakter schaffen. Damit kann noch mehr Wissen gesammelt, geteilt und an die nächste Generation weitergegeben werden. Zudem ist diese
intraspezifische Diversität auch als eine Art Lebensversicherung für etwaige kommende Herausforderungen durch die Natur zu erachten.

Das gemeinsame Erkennungsmerkmal ist die Slow Food Schnecke.

Vom Weingarten in den Keller

In der Jugend neigen die Reben zu starker Wüchsigkeit, welche mit zunehmendem Alter abnimmt. Um die Rebe in der Jugend ins Gleichgewicht zu bringen, bedarf es viel Fingerspitzgefühl: Die Balance des Rebwachstums wird durch die Wahl des richtigen Standorts und eine regulierende Bodenbewirtschaftung, etwa in Form durchdachter Begrünung, begünstigt. Wir reduzieren die Erträge zudem durch Traubenteilung im Frühsommer. Dank zunehmend achtsamer Pflege der Roter VeltlinerReben verbesserte sich deren Genmaterial deutlich hin zu kleinbeerigen Trauben mit hoher Qualität und geringerem Wachstum.

Im Keller werden die Roten Veltliner Trauben stets mit unseren eigenen Jahrgangshefen vergoren und je nach Herkunft – Wagramer Regionswein, Neudegger Ortswein oder Ried Wadenthal – im Edelstahltank oder 1000 l Holzfass gelagert. Der Rote Veltliner ist ein dankbarer Geselle, denn er belohnt unsere Fürsorge im Weingarten Jahr für Jahr mit unverwechselbarem Charakter. Da hat uns auch schon so manch 30-jähriger Wein überrascht!

Daten und Fakten Roter Veltliner

  • Herkunft: Norditalien. Verbreitung der Sorte im Donauraum vermutlich durch die Römer, oftmals wird auch der Kaukasus als Herkunft genannt
  • Synonyme: u.a. Rote Fleischtraube, Rotreifler, Rotmuskateller, Piros Veltelini
  • Vorfahre von: Rotgipfler, Zierfandler, Neuburger, Frühroter Veltliner
  • Merkmale:
    Triebspitze: kupferfarben bis rötlich
    Triebe: mittelkräftig und lang
    Blatt: dunkles Grün, Oberseite glatt, Unterseite mittelstarke Behaarung
    Traube: mittelgroß bis groß, dichtbeerig, die Grundtraube ist kegelförmig mit ein bis drei Flügeln, die Beitraube ist klein oder fehlt
    Beeren: grüngelb bis fleischrot gefärbt, dickschalig, ungleich reifend
  • Vegetation:
    Blüte: ab Mitte Juni
    Beginn der Traubenreife: ab Mitte August, das Aroma entwickelt sich, Säure wird abgebaut, zugleich schwindet die Empfindlichkeit gegen Peronospora
    Lesezeitpunkt: je nach Witterung zwischen Mitte und Ende Oktober. Roter Veltliner ist dann reif, wenn die Beeren dunkelrosa gefärbt sind und die Aromareife gegeben ist – unabhängig von der Zuckergradation. In schwierigen Jahren ist eine mehrfach selektive Lese erforderlich. Auch wegen der späten Lese wird Roter Veltliner als Diva bezeichnet, es braucht Geduld und Hingabe, die richtige Reife abzuwarten.
  • Sensorik: Roter Veltliner bringt tendenziell extraktreiche Weine hervor, die bei richtigem Standort und ebensolcher Pflege über eine gute Säurestruktur verfügen. In der Jugend reicht das typische Aromenspektrum des Roten Veltliners von saftiger Birne und Apfel bis hin zu Honigmelone, Mandel und Orangenzeste. Bei hochreif gelesenen Trauben sind zunehmend auch Bratapfel, Tropenfrüchte sowie frischer Blütenhonig zu vernehmen.

Kikerikiiii!

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